Darmstadt wird zur wassersensiblen Smart City
»Schlaues Wasser Darmstadt – Smart City Projekte für eine integrierte Stadtentwicklung und Klimaresilienz«
Steigende Temperaturen, Stress für Bäume und Boden, zu wenig oder extrem starker Regen – Darmstadt muss sich dem Klimawandel anpassen. Die Stadt zählt zu den wärmsten Hessens und sie hat kein eigenes großes Gewässer – umso wichtiger, dass bei diesem Projekt die Offenlegung des Darmbachs eine große Rolle spielt.
Das Projekt »Schlaues Wasser«, mit dem Darmstadt zum Vorbild für andere wasserarme Städte werden soll, beschäftigt sich mit der Frage, wie Darmstadt in Zukunft aussehen soll und wie die Stadt noch lebenswerter für ihre Bürgerinnen und Bürger wird. Im Mittelpunkt stehen dabei die Umwelt und hier insbesondere das Thema Wasser. Es geht darum, in einer wassersensiblen Smart City Ressourcen nachhaltig zu nutzen, Daten digital zu vernetzen und mit den Menschen gemeinsam etwas zu erschaffen.
Das Projekt wird im Rahmen der BMI-Förderlinie „Modellprojekte Smart Cities“ und „Smart Cities made in Germany“ umgesetzt. Das Projekt soll ganzheitlich, kollaborativ und sozialverträglich sein.
Der Bund fördert das Projekt mit mehr als 13 Millionen Euro.
Drei Anwendungsfelder
stehen im Mittelpunkt
Wasserkreisläufe
Wasserdaten
Wasserkommunikation
Weitere Maßnahmen, die bis 2027 realisiert werden sollen …
(Wasser-) Stadtlabor
Mit dem (Wasser-)Stadtlabor wird ein Ort des Dialogs geschaffen, der dazu dient, gemeinsam mit verschiedenen Akteuren aus Bürgerschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur Wissen zu generieren, Transparenz zu ermöglichen und für stadtentwicklungspolitische Themen zu sensibilisieren. Zudem steht es als Ideenwerkstatt zur Verfügung.
Wassersensible Quartiere und Gebäude
Diese Maßnahme soll exemplarische Projekte entwickeln und durch beispielhafte Umsetzungen nachweisen, dass Quartiere bzw. Gebäude (Bestand und Neubau) durch Schaffung lokaler Wasserkreisläufe und gleichzeitige Nutzung von digitalen Werkzeugen zu einer wassersensiblen und nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen können.
Datenstrategie und -management
Die Datenstrategie für Daten mit Bezug zum Thema Wasser und Klima wird als Blaupause für den Umgang mit Daten innerhalb der Stadtverwaltung entwickelt und besitzt modellhaften Charakter. Durch die thematische Eingrenzung und die schrittweise Operationalisierung und Implementierung können Lerneffekte und Korrekturbedarfe zeitnah identifiziert und umgesetzt werden.
Hitzevorsorge durch Wasser
Um den Hitzestress in der Stadt etwas entgegenzusetzen, sollen lokale smarte Kühloasen errichtet werden, zunächst pilothaft auf dem Ernst-Ludwigs-Platz mit »erlebbaren« Sprühnebelanlagen. Nach erfolgreicher Umsetzung des Pilotprojekts ist die Entstehung weiterer stationärer sowie mobiler Kühloasen im Stadtgebiet geplant.
Vivarium als Showroom für grün-blaue Orte
Eine nachhaltige Wasserwirtschaft des Zoos Vivarium und deren erlebbare Digitalisierung ist das Hauptziel der Maßnahme. Durch Maßnahmen wie die Einrichtung von Retentionsflächen, die Speicherung von Regenwasser in einem Zisternennetzwerk oder die Einrichtung einer kreislauffähigen wasserlosen Toilettenanlage wird ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser gewährleistet.
Smarte Bewässerung von Stadtgrün
Die Maßnahme beinhaltet ein Bündel von smarten Lösungsansätzen und Einzelprojekten für die effiziente und vor allem bedarfsoptimierte Bewässerung von Stadtgrün. Das hat einen spürbaren Effekt auf die Aufenthaltsqualität in Darmstadt und leistet einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung.
Blaue Orte
Darmstadts Wasserflächen werden als »Blaue Orte« für Bewohnerinnen und Bewohner stärker erlebbar und in ihrer stadtökologischen Wirkung begreifbar gemacht. Die Maßnahme ist ein innovatives, mehrsprachiges Informations- und Visualisierungskonzept und bindet verschiedene Bevölkerungsgruppen aktiv ein.
»Blaues Band«
Blau-grüne Infrastruktur für multifunktionale Stadträume
Die erste Maßnahme stellt die Offenlegung des Darmbachs in den Mittelpunkt. Im Konzept steht dazu:
„Die Funktionalität und den Wirkungsbereich des Systems Woog-Darmbach mithilfe digitaler Technologien modellhaft weiter zu verbessern und unterhalb des Großen Woogs auszubauen, ist zentrales Anliegen dieser Maßnahme“.
Die Weiterentwicklung des Gewässersystems soll durch vier Komponenten erreicht werden:
Komponente 1
Innovatives Regenwassermanagement zur Erhöhung der Wassermenge in Gewässern
Komponente 2
Intelligente, vernetzte und KI-gestützte Mess- und Steuerungstechnik zur intelligenten Speicherbewirtschaftung
Komponente 3
Offenlegung des Darmbachs – blaues Band vom Woog bis zum Herrngarten
Komponente 4
Aktivierung eines zentralen Gewässers zur Weiterentwicklung multifunktionaler blau-grüner Infrastruktur
Einer möglichen Wasserarmut des Darmbachs soll mit einem kaskadenförmigen Verlauf begegnet werden – getrennte Beckenabschnitte mit geringstmöglichem Gefälle. Diese sind mit Schiebern und Sensoren ausgestattet, die miteinander kommunizieren und ihre Füllstände untereinander ausgleichen.
Der Darmbach soll künftig weitgehend oberirdisch fließen:
von der Rudolf-Mueller-Anlage zur Stadtmauer, bis zur Rinne vor dem Darmstadtium und dann durch den bereits vorhandenen Dücker unter der Dieburger Straße am Welcome Hotel vorbei bis in den Herrngartenteich.
»Schlaues Wasser«
ist als Pionierprojekt stetig im Fluss.
Darmstadt hat im Rahmen der Strategieentwicklung den Fokus auf Wasser und Klimaresilienz gelegt. Entwickelte Lösungsansätze sollen in allen relevanten Bereichen der Stadtentwicklungsprozesse mitgedacht, berücksichtigt und integriert werden. Nun geht es im Anschluss an die Strategiephase daran, bis Mitte 2027 die Umsetzung der konzipierten Lösungsvorschläge und Maßnahmen zu begleiten.
Die Strategie zum Projekt wurde im Juni 2023 in der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung verabschiedet und partizipativ mit Verwaltung, städtischen Betrieben, Wirtschaft und Wissenschaft sowie der zivilen Öffentlichkeit entwickelt. Als Darmbach e.V. – »Lebendiges Wasser in der Stadt« waren wir in der Fokusgruppe ›Interessenvertreter‹ eingebunden.
Alle »Schlaues-Wasser-Maßnahmen« für das Gewässersystem Woog-Darmbach haben die Voraussetzung, dass der Meiereibach im Botanischen Garten an den Darmbach angeschlossen und der Darmbach aus dem Kanalsystem abgekoppelt und offengelegt wird. Die politischen Beschlüsse dazu erwarten wir Anfang / Mitte 2024.