Gute Beispiele

Seitenblicke
für einen klaren Rundumblick.

Es gibt noch mehr als nur den Darmbach. Das kann man hier sehen … manchmal muss man auch zur Seite blicken, um einen klaren Blick auf das zu bekommen was vor einem liegt.

Die Offenlegung von Stadtbächen ist in den letzten Jahren ein Thema, das viele Städte und Gemeinden in Deutschland und auch darüber hinaus beschäftigt. Wasser erhöht die Lebensqualität und die Aufenthaltsqualität einer Stadt, dies wird vielen Verantwortlichen in Städten und Gemeinden heute bewusst. Auch die Tatsache, dass die Ökologie nicht an den Grenzen einer Stadt aufhören muss, und dass die Kanalentlastung große finanzielle Vorteile bieten, hat sich herumgesprochen. Es gibt deshalb mittlerweile zahlreiche gelungene Projekte offengelegter Bäche im urbanen Raum. Auf einige wollen wir an dieser Stelle beispielhaft hinweisen.

Internationale Projekte

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Seit den Achziger Jahren werden in Zürich in Zusammenarbeit von Tiefbauamt, Grün Stadt Zürich und dem Amt für Städtebau Stück für Stück Stadtbäche unterschiedlicher Größe und Gestaltung offengelegt. Ausschlaggebend für die Offenlegung sind unterschiedliche Aspekte wie Hochwasserentlastung und Regenwasser-Retention, Sicherheit und baulicher Unterhalt, ökologische und gestalterische Aufwertung, Neuüberbauung oder Fremdwasserabtrennung.

21 km Bäche im Stadtgebiet wurden offen gelegt (50 Bauprojekte in 20 Jahren) und das Programm wird weiter verfolgt. Der Erfolg hat dazu geführt, dass die „Quartiere“ darum streiten, wer als nächstes eine Bachoffenlegung umgesetzt bekommt, d.h. inzwischen haben alle die Vorteile begriffen! Den Erholungswert eines plätschernden Bächleins im Wohnviertel haben die Menschen erkannt.

Für ihr Bachkonzept erhielt die Stadt Zürich im Jahr 2003 den Gewässerpreis Schweiz, der von vier namhaften Natur- und Wasserschutzorganisationen alle zwei Jahre verliehen wird. In der internationalen Mercer-Studie «Worldwide Quality of Living Survey» wurde Zürich bis zum Jahr 2008 siebenmal in Folge als Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit ausgezeichnet. Seit 2009 rangiert Zürich immerhin noch an zweiter Stelle. Keine schlechte Bilanz!

Genauere Informationen erhalten Sie hier:
Broschüre der Stadt Zürich [pdf]

Jeder weiß‘, dass London am Fluss Themse liegt, aber kaum jemand weiß, dass alle Stadtteile dieser riesigen Weltstadt an lebendigen Bächen und Flüssen lagen, die Zug um Zug in den Untergrund verlegt wurden. Die „Lost Rivers of London“ sind mit der Wahl des jungen dynamischen Bürgermeisters von London, Brian Johnson, seit 2008 ein wichtiges Thema in dieser Weltstadt geworden. Das River Restoration Center hat auf seiner Website einen „London Rivers Action Plan“ publiziert, der zeigt was man in dieser Stadt vorhat. Eine Arbeitsgruppe ‚Design for London‘ beschäftigt sich sogar mit einer Offenlegung des Fleet, der heute im Kanal unter der Fleet Street fließt, mitten im Finanzzentrum der Stadt.

Wer sich über den Londoner „Action Plan“ im Detail informieren möchte, sollte sich die Broschüre „The London Rivers Action Plan, A tool to help restore rivers for people and nature“ herunterladen und in aller Ruhe studieren.

Urbane Revitalisierungsprojekte - Deutschland

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Die nachfolgenden Projekte sind sowohl aus der Projektdatenbank des Netzwerks Fließgewässer im urbanen Raum (FluR) als auch aus Internet-Auftritten entnommen. Alle haben gemeinsam, dass es sich um städtische Bachläufe handelt, die mit unserem Darmbach vergleichbar sind, die aber bereits erfolgreich offengelegt wurden.

Der Johannisbach in Aachen wurde 1999 am Lindenplatz offengelegt.

Wie in der Darmstädter Planung fließt nur ein Teil des Baches oberirdisch, bei starken Regenfällen wird das überschüssige Wasser unterirdisch abgeleitet.

Weitere Informationen:
››› Ökologiezentrum Aachen

Auszug aus dem Text:
Mit einem Wasserstand von etwa sechs Zentimetern plätschert das Bachwasser in einer einen halben Meter breiten, gepflasterten Kastenrinne dahin. Sie ähnelt in ihrer Form den Mühlengräben früherer Jahrhunderte. Abdeckungen ermöglichen eine gefahrlose Überquerung der offenen Bachrinne. Blätter und andere Verunreinigungen werden von speziellen Sieben aufgefangen, die regelmäßig gereinigt werden.

››› Landkarte

Fotos: © Ökologiezentrum Aachen

In Bad Dürkheim wurde im Jahr 2013 die Isenach offengelegt. Diese bereichert nun den dortigen Kurpark.

Auf der Homepage der Stadt kann nachgelesen werden, dass es in Bad Dürkheim ein großes Ausmaß an Bürgerbeteiligung gab, sowie Details zum Finanzierungsmodell. Auch weitere Fotos und Planunterlagen sind dort zu finden.
››› http://www.bad-duerkheim.de/offenlegung-und-renaturierung-der-isenach

››› Landkarte

Fotos: © Stadt Dürkheim

Die Bachgasse in Bensheim-Auerbach wird von der Auer durchflossen.

Siehe auch:
››› Wikipedia
››› Landkarte

Der Stadtbach in Biberach ist Bestandteil eines weit verzweigten Bachsystems, das in der mittelalterlichen Stadt gewerblich genutzt und aus hygienischen Gründen notwendig war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Stadtbäche, wiederum aus hygienischen Gründen, geschlossen. Im Zuge der Attraktivierung innerstädtischer, öffentlicher Räume war es ein Ziel der Stadtsanierung, zumindest in Teilen, die Stadtbäche zu öffnen. Begonnen wurde in Biberach am Viehmarkt- und Kirchplatz (80er u. 90er Jahre), aktuell kamen 1999 und 2009 partielle Öffnungen am historischen Marktplatz dazu.

Das Umfeld ist daher durch Gebäude und versiegelte Flächen geprägt. Über den Wolfentalbach besteht eine Verbindung in den Grünzug Wolfental, die mittelfristig als Grün- und Wegeverbindung ausgebaut werden soll.

Wesentliches Ziel der Maßnahme war es, die historische Spur des Stadtbaches im Stadtbild wieder erlebbar zu machen. Eine zurückhaltende, einfache Gestaltung, die sich in das historische Umfeld einfügt, wurde angestrebt. Zugleich wurde eine Bach- und Ufergestaltung angestrebt, die die Aufenthaltsqualität (am Bach sitzen, spielen etc.) deutlich steigert.

In Biberach wurde die Riß am Marktplatz offengelegt. Es gibt eine Webcam, welche den Marktplatz zeigt. Das zweite Foto zeigt, wie diese Kastenrinne angenommen wird, wenn Wasser darin fließt.

››› Webcam Marktplatz

››› Landkarte

„Bielefeld liegt an der Lutter – und wir wollen, dass man das wieder sieht!“ Dies war der gemeinsame Slogan der Initiatoren. Denn die Stadt verfügt über zahlreiche Quellen und kleine Fließgewässer, nicht aber über einen stadtbildprägenden Bach oder Fluss.

Die Lutter, an der die Stadt entstanden ist, wurde im Verdichtungsbereich vor ca. 100 Jahren verrohrt.

Die Idee ist, die „untere Lutter“ (Lutterkanal) beizubehalten und nur eine definierte Wassermenge (nämlich das Vierfache des MQ) in das neue Gerinne („obere Lutter“) zu leiten. Abflussspitzen und extreme Hochwasser verbleiben damit in der verrohrten „unteren Lutter“. Eine nach hydraulischen Gesetzmäßigkeiten einfach funktionierende Abflussaufteilung erzeugt in der „oberen Lutter“ begrenzte Abflussschwankungen. Die Auftrennung ermöglicht im Übrigen ein abschnittweises Vorgehen (in Fließrichtung). Im Jahr 2004 konnte der 1. Bauabschnitt (Grünanlage Am Waldhof) eingeweiht werden. Im Anschluss wurde mit der Planung des vierten Abschnittes zwischen Teutoburger Straße und Stauteich I begonnen.

Der Verein Pro Lutter e.V. engagiert sich für die Umsetzung des Projekts: Pro Lutter e.V.

Auch die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat schon einen Erfolg zu vermelden. Die Bürgerinitiative zur Bachverschönerung in der Ortslage des Stadtteils Arheilgen erreichte die attraktive Offenlegung eines verdolten Bachabschnitts, Ziele des Projektes waren: städtebauliche Aufwertung und Erlebbarkeit von Wasser im Ortskern (Bachzugänge). Diese Ziele wurden voll erreicht.

Auf dem Weg von Darmstadt nach Eberstadt kommt man an der evangelischen Marienschwesternschaft vorbei. Dort gibt es ein liebevoll gestaltetes Aussengelände mit einem Bachlauf.

Die Baumaßnahme „Offenlegung des Hörder Baches“ ist als Teilprojekt in die Gesamtmaßnahme der Ökologischen Verbesserungen im Oberlauf der Emscher integriert. „Das Gewässer, das von Lohbach und Marksbach gespeist wird und bis 2010 ganze 9 Jahrzehnte sein Dasein in einer engen Betonröhre parallel zur Faßstraße fristete, ist wieder sichtbar. Und das „Wie“ ist ein Hingucker. „Dem Betrachter verschlägt es den Atem, wenn er einen Blick auf die neue Heimat des Gewässers wirft“ so schrieb ein lokaler Zeitungsredakteur.

In Geisenheim am Rhein wurde 2013 der Blaubach offengelegt.

››› Landkarte

››› Zeitungsartikel, Wiesbadener Kurier vom 4.9.2012

››› Zeitungsartikel, Rheingau-Echo

Die Wiederherstellung des Neckar ab der Quelle in Villingen-Schwennigen auf 3,6 km ist so ein mit dem Darmbach sehr vergleichbares Projekt. Der Neckar führt im Stadtgebiet von Villingen-Schwenningen etwa so viel Wasser wie der Darmbach in Darmstadt. Der Neckar wurde bislang in die Abwasserkanalisation von Schwenningen eingeleitet und belastete die Kläranlage. In den letzten Jahren wurde der Neckar Zug um Zug wieder offengelegt und ist seit 2010 vom Kanalnetz abgekoppelt. Im gleichen Jahr wurde der offengelegte Neckar zum Herzstück der erfolgreichen Landesgartenschau Baden-Württemberg 2010 in Villingen-Schwenningen.

Im Stadtbezirk Schwenningen veränderte sich dadurch eine sanierungsbedürftige Industriebrache des Bahnhofsareals in eine großzügige Parkanlage, den Neckarpark. Eine durchgehende Grünanlage verbindet nun die Innenstadt entlang des Neckars mit dem Schwenninger Moos, dem Quellgebiet dieses Flusses.

Man stelle sich vor, auch in Darmstadt könnte man mit Kinderwagen oder Fahrrad von der Innenstadt auf einem Weg entlang dem Darmbach zum Vivarium gelangen! Die in der Innenstadt wohnhaften Darmstädter hätten plötzlich eine direkte Verbindung, einen attraktiven Grünzug, bis zum Stadtwald.

Offengelegte Ohrn im Hofgarten Öhringen

Weitere Informationen:
››› Stadt Öhringen

Wir unterstützen die Offenlegung wo immer sie möglich und sinnvoll ist. Unsere Stadt hat diese Aufwertung ihres Stadtbildes verdient!

Weitere gute Beispiele von Stadtbächen rund um Darmstadt und weltweit finden Sie unter folgendem Link.

Im Rahmen einer öffentlichen VHS-Veranstaltung des Darmbach e.V. am 11. November 2014 im Justus-Liebig-Haus Darmstadt wurde diese Präsentation von Dr. Peter-Jürgen Kramer  gezeigt und diskutiert.